>> Daytona 24H Rennen <<
Alessandro Zanardi: „Es war vom Anfang bis zum Ende einfach nur fantastisch“.
(08.02.2018) - Mit seinem Einsatz im BMW M8 GTE bei den 24 Stunden von Daytona (USA) hat BMW Werksfahrer Alessandro Zanardi (ITA) weltweit für Aufsehen gesorgt. Der Italiener stand rund um den
Globus im Mittelpunkt der Berichterstattung und war vor Ort in Daytona der erklärte Favorit der Fans. Der #24 BMW M8 GTE des BMW Team RLL, den sich Zanardi mit John Edwards (USA), Jesse Krohn
(FIN) und Chaz Mostert (AUS) teilte, war von BMW M Motorsport mit einem speziellen Handbremssystem modifiziert worden. Nach mehreren kleinen Rückschlägen im Rennen belegte das Quartett am Ende
Rang neun der GTLM-Klasse. Der Sieg ging an das Schwesterfahrzeug mit der Startnummer 25, den BMW M8 GTE von Connor De Phillippi (USA), Augusto Farfus (BRA), Philipp Eng (AUT) und Colton Herta
(USA). Im Interview zieht Zanardi nach dem Projekt „24 Stunden Daytona“ Bilanz.
Alessandro, das große Abenteuer ist vorbei. Was war Ihr Highlight beim 24-Stunden-Rennen in Daytona?
Alessandro Zanardi: „Es ist schwierig, da eine einzelne Sache hervorzuheben. Das Highlight ist, was ich mit nach Hause nehme: die Eindrücke dieses gesamten Projekts. Vom Einsatz
jedes einzelnen Teammitglieds, das mir das Gefühl gegeben hat, in diesem Abenteuer herzlich willkommen zu sein. Von all dem Engagement und der harten Arbeit der Ingenieure in München. Es war
fantastisch, dieses Abenteuer gemeinsam mit diesen Leuten zu bestreiten, die echte Freunde sind. Als bekannt wurde, dass ich in einem der beiden Werksautos antreten werde, rückte mein Stolz
natürlich erst einmal in die zweite Reihe, hinter die Verantwortung, die ich dadurch hatte. Doch es war vom Anfang bis zum Ende einfach nur fantastisch. Zu all dem kommt die Unterstützung, die
ich von den amerikanischen Fans, der IMSA und sogar unseren Mitbewerbern bekommen habe – alle haben mir gezeigt, dass sie sich riesig freuen, mich dabei zu haben. Das alles steht noch über dem
sportlichen Ergebnis, das wir angepeilt haben. Und das leider nicht so gekommen ist, aber so ist das im Motorsport.“
Auch wenn Ihr Auto nicht das erhoffte Ergebnis erreicht hat, haben Sie ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Denn Ihr BMW Team RLL hat ihn geholt, den lang ersehnten Sieg in diesem
24-Stunden-Rennen. Wie glücklich sind Sie darüber?
Zanardi: „Extrem glücklich. Ich freue mich riesig für das gesamte Team. Und da ich ein Teil des Teams bin, fühle ich mich auch ein kleines bisschen wie ein Sieger, und das nehme
ich mit zurück nach Italien. Ich bin sehr stolz für BMW. Ich bin sehr stolz auf all die harte Arbeit und das Engagement, das hinter diesem Erfolg steht. Und gleichzeitig tut es mir sehr leid für
dieselben Leute, die so hart gearbeitet und mein Auto, meine Steuersysteme und alles mit so viel Leidenschaft vorbereitet haben. Denn dann hatten wir die Probleme. Das war sehr unglücklich, aber
wie ich gerade sagte: Das ist Motorsport.“
Was war in diesem Projekt die größte Herausforderung?
Zanardi: „Sich im Rennen aus allen Problemen herauszuhalten. Das gilt immer bei einem 24-Stunden-Rennen. Aber bei diesen extrem schwierigen Bedingungen hatte ich das Gefühl, dass
ich verwundbarer bin als alle anderen im Feld, die mehr Erfahrung haben als ich. Das kam noch zu meinem persönlichen Problem dazu. Doch es ist mir gelungen, keine Fehler zu machen und eine recht
gute Performance abzuliefern. Und darauf bin ich stolz.“
Gab es etwas in diesem Projekt, das Sie überrascht hat?
Zanardi: „Ja, das war, als ich das erste Mal wieder in München war, nachdem wir zuvor bei einem Meeting alles durchgesprochen haben. Ich habe mich ins Auto gesetzt, und alles hat
einfach schon perfekt gepasst. Auf der einen Seite nennt man das Technologie – die Tatsache, dass man die Möglichkeit hat, Dinge wesentlich schneller zu entwerfen und anzufertigen als früher.
Aber um das zu schaffen, braucht es auch Neugier, Leidenschaft und Engagement. Diese Dinge zeichnen alle Leute bei BMW M Motorsport aus. So etwas kann man nicht kaufen.“
Schauen wir nach vorn: Was steht für Sie nach diesem Projekt jetzt auf dem Programm?
Zanardi: „Nun, es ist Zeit, das Training wieder aufzunehmen, denn meine Muskeln sind etwas aus der Übung. Mein Ziel sind die nächsten Paralympischen Spiele, und es gilt, sich
darauf vorzubereiten. Doch dies war die perfekte Gelegenheit für mich, eine kleine Auszeit vom Paracycling zu nehmen und mein Herz mit neuem Enthusiasmus zu füllen. Ich werde die Zeit nun nutzen,
wieder in Wettkampfform zu kommen. Und dann habe ich hoffentlich eine gute Saison, in der ich die nötigen Punkte sammle, um mich für die Paralympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren.“
Text:BMW - Motorsport
BMW gewinnt die 24 Stunden von Daytona und widmet den Sieg Charly Lamm – Begeisternder Auftritt von Alex Zanardi im BMW M8 GTE.
(27.01.2019) - Das BMW Team RLL hat den Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Daytona (USA) gefeiert. Als der erste Lauf der IMSA WeatherTech SportsCar Championship kurz vor dem Ende zum zweiten Mal
wegen schwerer Regenfälle abgebrochen wurde, lag der BMW M8 GTE mit der Startnummer 25 und den Fahrern Connor De Phillippi (USA), Augusto Farfus (BRA), Philipp Eng (AUT) und Colton Herta (USA) in
der GTLM-Klasse an der Spitze. Das Rennen wurde nicht wieder aufgenommen, so ging der Sieg an das BMW Quartett. Das Schwesterauto mit der Nummer 24 stand wegen des Starts von Alessandro Zanardi
(ITA) im Mittelpunkt des Interesses beim Langstreckenklassiker in Florida. Gemeinsam mit seinen Fahrerkollegen John Edwards (USA), Jesse Krohn (FIN) und Chaz Mostert (AUS) erlebte der Italiener
ein schwieriges Rennen. Das Quartett kam schließlich auf den neunten Rang.
Für den BMW M8 GTE ist es der dritte GTLM-Sieg in der IMSA-Serie. Seinen ersten Sieg in Daytona hatte BMW im Jahr 1976 gefeiert, damals mit dem BMW 3.0 CSL. Es folgten zwei Klassensiege mit dem
BMW M3 GTR in den Jahren 1997 und 1998. 2011 und 2013 sicherten sich jeweils Daytona-Prototypen mit BMW Power den Gesamtsieg. Zum ersten Mal stand das BMW Team RLL in Daytona ganz oben auf dem
Treppchen.
De Phillippi, Farfus, Eng und IMSA-Debütant Herta erlebten ein weitgehend problemloses Rennen. Herta gelang im 64. Umlauf in 1:42,908 Minuten die insgesamt schnellste GTLM-Rundenzeit. In der
Nacht setzten heftige Regenfälle ein, die Bedingungen auf der Strecke verschlechterten sich von Runde zu Runde. Gut sieben Stunden vor Schluss entschied die Rennleitung zum ersten Mal, die 24
Stunden von Daytona aus Sicherheitsgründen mit roter Flagge zu unterbrechen. Knapp zwei Stunden später wurde das Rennen unter gelben Flaggen wieder aufgenommen. Insgesamt wurden die 24 Stunden 17
Mal durch Gelbphasen unterbrochen. Als wieder frei gefahren werden konnte, bewiesen die BMW Fahrer gute Nerven, leisteten sich keine Fehler und setzten sich in der Spitzengruppe fest. Eine Runde
vor dem zweiten Abbruch des Rennens übernahm Farfus am Steuer der Nummer 25 die GTLM-Führung, die letztlich gleichbedeutend mit dem Sieg sein sollte.
Zanardi und seine Teamkollegen lagen zum Zeitpunkt des ersten Rennabbruchs nach mehreren Reparaturstopps mit der Startnummer 24 schon viele Runden hinter der GTLM-Spitze. Als Zanardi, der bei
einem Unfall 2001 beide Beine verloren hatte, für seinen ersten Stint auf die Strecke ging, gab es Probleme beim notwendigen Wechsel des Lenkrads. Das Auto wurde genau in dem Moment
heruntergelassen, als der BMW Werksfahrer das Lenkrad auf die Lenksäule stecken wollte. Der harte Schlag sorgte dafür, dass er das Lenkrad nicht korrekt aufsetzen konnte. Dabei wurde die
Lenksäule beschädigt und musste anschließend lange repariert werden. Diese Zufallskonstellation war bei keinem der unzähligen Testläufe aufgetreten. Im weiteren Rennverlauf fiel der BMW M8 GTE
aufgrund von weiteren kleineren Zwischenfällen noch weiter zurück. Aufgeben war jedoch für Zanardi und seine Fahrerkollegen keine Option. Der Auftritt des ehemaligen ChampCar-Meisters sorgte in
Daytona trotz des fehlenden Rennglücks für Begeisterung – ganz gleich, ob bei Fahrern, Teams oder Fans.
In der GTD-Klasse war Turner Motorsport mit dem #96 BMW M6 GT3 am Start. Nach 560 Runden belegte das Team mit den Fahrern Jens Klingmann (GER), Bill Auberlen (USA), Dillon Machavern (USA) und
Robby Foley (USA) den zehnten Rang.
Überschattet wurde das Rennwochenende von der Nachricht des plötzlichen Todes des langjährigen Schnitzer-Teamchefs Charly Lamm. In Gedenken an Charly fuhr das BMW Team RLL in Daytona mit der
Aufschrift „Godspeed, Charly“ – „Gute Reise, Charly“ – auf dem Heck der beiden BMW M8 GTE.
Reaktionen auf die 24 Stunden von Daytona.
Jens Marquardt (BMW Motorsport Direktor):
„Was für ein Rennen, was für
ein emotionaler Triumph – und das in diesen für die ganze BMW Motorsport Familie schwierigen Tagen. Nach so turbulenten und unberechenbaren 24 Stunden unter schwierigsten Bedingungen hier in
Daytona ganz oben zu stehen, das ist einfach fantastisch. Herzlichen Glückwunsch an Connor De Phillippi, Augusto Farfus, Philipp Eng, Colton Herta und das ganze BMW Team RLL. Glückwunsch auch an
unsere Mannschaft in München, die den BMW M8 GTE zu einem echten Siegertypen geformt hat. Wir können sehr stolz auf diesen Triumph sein. Obwohl die Fahrer im Auto mit der Nummer 24 nach viel Pech
im Rennen nicht über Platz neun hinauskamen, haben sie gemeinsam BMW Motorsport Geschichte geschrieben. Der Auftritt von Alessandro Zanardi hat die Rennsport-Familie weit über Daytona hinaus
elektrisiert. Gemeinsam mit Jesse Krohn, John Edwards und Chaz Mostert hat Alex gekämpft wie ein Löwe und sich auch von Rückschlägen im Rennen nicht entmutigen lassen. Genau das macht ihn aus,
dafür lieben ihn die Fans. Auch Alex und seine Fahrerkollegen können sich nach diesem Rennen als Sieger fühlen. Diese Erfolg widmen wir Charly Lamm. Sein Verlust schmerzt auch heute noch genauso
wie am Donnerstag, als wir die Nachricht von seinem Tod erhalten haben. Er hätte gewollt, dass wir hier für ihn bis zur letzten Runde kämpfen. Das haben wir getan – und für ihn
gewonnen.“
Bobby Rahal (Teamchef BMW Team RLL): „Was für ein toller Fight! Ein Sieg in Daytona ist etwas ganz Besonderes. Wenn man bedenkt, wo wir hier im
vergangenen Jahr noch waren, dann ist diese Leistung des gesamten Teams gar nicht hoch genug zu bewerten. Glückwunsch an die komplette Crew der Nummer 25. Aber auch ein großes Kompliment an die
#24 Mannschaft, die leider im Rennen kein Glück hatte.“
Connor De Phillippi (#25 BMW M8 GTE, Sieger): „Es war wirklich ein wildes Rennen mit Trockenheit, Regen, Kälte. Meine Teamkollegen haben
einen großartigen Job gemacht, das Auto sieht nach 24 Stunden noch aus wie neu. Im Regen hat vor allem Augusto einen unglaublich guten Job gemacht. Wir konnten zeigen, dass unser BMW M8 GTE sehr
zuverlässig und in allen Bedingungen konkurrenzfähig ist. Das gesamte Team hat perfekte Arbeit geleistet. Jetzt sind wir Daytona-Sieger. Unfassbar!“
Augusto Farfus (#25 BMW M8 GTE, Sieger): „Dieser Sieg ist magisch und hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Ich habe vor wenigen Tagen
eine sehr wichtige Person in meinem Leben verloren. Ich bin sicher, dass mich Charly auf dem Weg zu diesem Erfolg begleitet hat, deshalb gehört der Sieg ihm. Jetzt werden wir
feiern.“
Philipp Eng (#25 BMW M8 GTE, Sieger): „Die Spannung in den letzten Stunden war kaum auszuhalten. Wir haben über 24 Stunden keine Fehler gemacht –
und das ist das Ergebnis. Bereits im Trockenen konnten wir vom Speed her mitgehen. Was Augusto dann aber im Regen abgeliefert hat, ist unbeschreiblich. Es war ein Genuss, ihm zuzusehen, und ich
bin stolz, so einen Teamkollegen zu haben. Dieser Sieg gehört Charly.“
Colton Herta (#25 BMW M8 GTE, Sieger): „Das war spektakulär! Genau genommen war es mein erstes GT-Rennen überhaupt – und dann mit so einem
fantastischen Ausgang. Am besten war mein Stint in der Nacht, als die Top-5 in der GTLM-Klasse eng beieinander lagen und wir um Positionen gekämpft haben. Im Regen war Augusto dann einfach
unglaublich. Er hat uns an die Spitze des Feldes geführt. Ich kann das alles noch gar nicht glauben.“
Alessandro Zanardi (#24 BMW M8 GTE, 9. Platz): „Hinter uns liegt ein unglaublich intensives Rennen – das BMW gewonnen hat. Ich freue mich riesig,
schließlich bin ich auch ein Teil des Teams. So fühle ich mich auch ein bisschen wie ein Sieger. Herzlichen Glückwunsch an die Jungs, vor allem Augusto hat einen unglaublichen Job gemacht. Aus
sportlicher Sicht haben wir mit der Startnummer 24 unsere Ziele nicht erreicht. Es tut mir unglaublich Leid für alle, die in München und hier in den USA so hart für dieses Projekt gearbeitet
haben. Wir haben wirklich unzählige mögliche Szenarien im Vorfeld getestet, und dann passiert beim ersten Boxenstopp etwas, das niemals zuvor passiert ist. Aber so ist der Motorsport, das müssen
wir akzeptieren. Unabhängig davon war mein Auftritt hier in Daytona mit all den fantastischen Reaktionen von Fans, Kollegen und auch Gegnern wie ein Märchen. Vielen Dank an BMW Motorsport und das
BMW Team RLL für ein Erlebnis, das zu den besten meines Lebens gehört.“
John Edwards (#24 BMW M8 GTE, 9. Platz): „Die vergangenen Monate mit all der Testarbeit, die ich gemeinsam mit Alex Zanardi und den anderen Jungs
absolvieren durfte, waren eine ganz besondere Erfahrung für mich. Es war eine Ehre, mit einer auf und neben der Rennstrecke großartigen Persönlichkeit wie Alex zusammenzuarbeiten. Leider ist der
Rennausgang für uns enttäuschend, denn wir hatten einfach ein paar Zwischenfälle zu viel, um ein positives Ergebnis erzielen zu können. Aber als Team können wir natürlich mit dem Sieg für die
Nummer 25 sehr zufrieden sein.“
Jesse Krohn (#24 BMW M8 GTE, 9. Platz): „Das war ein hartes Rennen, in dem wir einfach kein Glück hatten. Der starke Regen hat es nicht einfacher
gemacht. Es war beeindruckend zu sehen, dass Alex das Auto bei diesen Bedingungen und dem extremen Aquaplaning überhaupt auf der Strecke halten konnte. Ich freue mich sehr, dass es für die Nummer
25 so gut gelaufen ist. Das hat sich das Team nach all der harten Arbeit in der Vorbereitung wirklich verdient.“
Chaz Mostert (#24 BMW M8 GTE, 9. Platz): „Einige Faktoren in diesem Rennen haben dazu geführt, dass wir nicht das Ergebnis einfahren konnten, das
wir uns erhofft hatten. Aber alles in allem waren die Teilnahme an diesem Rennen und die Zusammenarbeit mit einer besonderen Persönlichkeit wie Alex Zanardi sowie John Edwards und Jesse Krohn
fantastisch für mich. Dieses großartige Erlebnis werde ich in meiner gesamten Karriere niemals vergessen.
Text : BMW - Motorsport